Funde aus Büchern

von Andreas Garitz

Archivalien, Lesezeichen, Kurioses

Wer viel mit alten Büchern zu tun hat, oder schon mal größere Bestände aus Nachlässen zu sichten und verwalten hatte, der kennt den Effekt: in mindestens jedem dritten Buch finden sich Dinge wieder, die dort originär nichts zu suchen haben. Zeitungsausschnitte, passend zum Thema oder auch nicht, getrocknete Baumblätter, Postkarten, Fotos, Briefe und Lesezeichen sind ganz normal. Aber es gibt weitaus kuriosere Sachen, z,B, Textilien, amtliche Schreiben, Firmen- und Vereinskorrespondenz, oder ein Bündel Geld, das einem nach dem Aufschlagen aus einem aus dem Seitenbund ausgehöhlten Fach entgegenfällt. Hier eine kleine Auswahl.      

Exponate

Aufkleber "Stoppt Strauß" 1980

Originalaufkleber "Stoppt Strauss" aus der Kampagne zur Bundestagswahl 1980, bei der Franz Josef Strauß als Kanzlerkandidat der CDU/CSU antrat, nicht verwendet und noch auf dem Papier befindlich, lag in einem Buch aus einer Augsburger Haushaltauflösung ein.

Buch mit Zeitungsausschnitten

Dass man Zeitungsausschnitte einem Buch zuordnet und in diesem ablegt, kann als völlig normal eingestuft und als gängiger Usus angesehen werden. Wenn man dabei sehr konsequent ist und über lange Zeiten sammelt, kann es dann allerdings passieren, dass die ursprüngliche Buchdicke auf das Dreifache anwächst, wie in diesem Beispiel. Das Buch stammt aus dem Haushalt eines Augsburger Filmemachers, der sehr viel Medien aus dem Bereich Film und Kino zusammentrug, auf Kassetten aufnahm und Begleitmaterial aller Art dazu sammelte. Reinert, Charles (Hrsg.), Wir vom Film - 1300 Kurzbiographien aus aller Welt mit rund 10000 Filmtiteln, Freiburg im Breisgau 1960.    

Suchanfrage Rotes Kreuz

Dieses bewegende Dokument einer Suche nach einem vermissten Menschen nach am Ende des zweiten Weltkrieges fand sich auch zwischen den Buchdeckeln einer in den Speicher verräumten Bücherkiste. Die Kiste gehörte Emmy Rau aus Coburg, die in dem gefundene Schreiben (rechts im Bild) aus dem Jahr 1949 ihren Mann suchte, der zuvor im Rang eines Chefarztes in der Gefangenschaft in Stettin oder Frankfurt registriert war und dort aus unbekannten Gründen verschwand (er wurde später wiedergefunden). Links im Bild die Rücksendekarte des roten Kreuzes....

Suchanfrage Rotes Kreuz, Anschreiben

....die zum hier gezeigten Anschreiben des Zwischenbescheids des roten Kreuzes gehörte, aus dem hervorgeht, dass die gesuchte Person noch nicht gefunden werden konnte, Zonenzentrale München 1949. Die ursprünglich von Emmy Rau eingesandte Suchkarte (vorheriges Bild rechts) war beigelegt und musste zur Fortsetzung der Suche erneut eingeschickt werden.

Artikel zur Handlesekunst

Blatt aus einem Artikel über Chiromantie (Handlesekunst) von Dr. Max von Kreusch, um 1930, aus einem Buch aus einer Haushaltauflösung einer Arztfamilie in Köngsstein (Taunus).

.

Postkarte Kosmosflug

Postkarte "Salut", aus dem 7teiligen Postkartensatz "Interkosmos 78 - Gemeinsamer Kosmosflug Sojus 31" zum gemeinsamen Weltraumflug von UdSSR und DDR, Motive von Raumschiffen und Raumstation, Verlag für Agitations- und Anschauungsmittel (IAA), Redaktion Agitation, Horst Aldus, Gestaltung: Jürgen Mücke, 1978. Die Karte stammt aus einem Buch aus einer Haushaltsauflösung in Augsburg.

.

Werbefaltblatt Resi-Schmelz

Werbefaltblatt für eine Schmelzmagarine aus Bayern nebst einem Rezept für Mandelplätzchen, um 1930, gefunden in einem Haushaltsratgeber der 50er Jahre in Augsburg.

Werbepostkarte Quick

Werbepostkarte für die Zeitschrift Quick um 1950. Gefunden im Konvolut einer Privatbibliothek aus Augsburg.

Handschrift Schulaufsätze

Mehrere Seitenbögen aus einem Schulheft mit Aufsätzen in duetscher Schrift, 1937, aus einem Buch einer Privatbibliothek aus Augsburg. Die Aufsätze spiegeln den Geist der Zeit wieder: so lautet der Aufsatz vom 11.Mai 1937: "Mütter sind das größte Bedürfnis Deutschlands".  

Rechnung Schneiderarbeiten

Rechnung über Änderungsarbeiten an einem Kostüm von einem Augsburger Damenmodegeschäft, 1951, Konvolut Privatbibliothek Augsburg.

Stundenplan

In einem Schulbuch aus einem Coburger Konvolut gefundener Stundenplan für die Schule, 1950er Jahre. Hier handelt es sich wohl um ein altsprachliches Gymnasium (vermutlich Casimirianum Coburg). Es gab auch Samstags Unterricht, dafür war der Nachmittag in der Regel frei. Das Schulfach Sozialkunde gibt es erst seit den 50er Jahren, womit der Plan sich datieren lässt.  

Werbefaltblatt Pfandbriefe

Werbefaltblatt für Pfandbriefe, 1960er Jahre. Diese Faltblatt lag in einem Buch aus einem Gebrauchtbuchhandlung. Heute wirken solche alten Werbeanzeigen in ihrer Gestik und Sprache unfreiwillig komisch und eignen sich als ironisch-doppeldeutiger Wandschmuck.     

Rezept-Briefumschlag

Die Uhlenhorster Apotheke (die heute noch existiert) verschickte in Umschlägen wie diesen Rezepte über bestellte Arzneimittel (eventuell auch die Mittel selbst, was sich hier nicht eruieren ließ), in diesem Fall ist vorne handschriftlich die Arznei "Hormon-Grafugin" vermerkt. Das Rezept stammt vom 5.9.1931 und wurde per Fahrradkurier geliefert. Gefunden in einem Buch aus dem Sozialkaufhaus Augsburg.

Rezept-Briefumschlag, Rückseite

Die Rückseite des Umschlags ist mit Werbung für die von der Apotheke vertriebenen Heilmitteln bedruckt, darunter auch für das auf der Vorderseite erwähnte Grafugin, das als Entfettungsmittel wirken soll.

Jugendschwimmpass

Jugendschwimmpass mit Eintrag des "Freischwimmers", gefunden in einem Buch aus Mosbach (BW), Altlünen (NRW) 1968.

Jugendschwimmpass, Innenansicht

Der Name wurde von uns unkenntlich gemacht.

Glückwunschkarte Rheinberger

Glückwunschkarte, zugleich Werbekarte der Rheinberger Jugendpost (herausgegeben von der Schuhfabrik Eduard Rheinberger AG Pirmasens) 1958, aus einem Buch einer Augsburger Haushaltsauflösung.

Glückwunschkarte, Rückseite

"An die Schülerin Ursula (Nachname entfernt), (von) allen Verkäuferinnen vom Schuhhaus Herbert", der Anlass der Glückwünsche wird nicht genannt.

Liedtext Turngenossenschaft

Blatt mit einem Liedtext, gedacht für den 105.Kriegsabend zu Beginn des dritten Jahres der Kriegsabende der Turngenossenschaft, zu singen auf die Melodie der "alten Burschenherrlichkeit", aus einem Buch aus einem Nachlass aus Mosbach (BW), Blatt vermutlich Coburg 1917.

Schreiben Belegexemplar

Schreiben vom 30.7.1956 an Fabrikdirektor Rosenberger in Haunstetten, das ihm zusammen mit einem versprochenen Freiexemplar zugesandt wurde. Vermutlich hatte Rosenberger dem Giessener Fachbuchverlag Dr. Pfanneberg & Co. die Erlaubnis erteilt, im "Große(n) Handbuch der Textilkunde" Fotografien seiner Waren und eventuell seiner Fabrikationsräume und -maschinen abzudrucken. Das Schreiben fand sich in einem Exemplar des besagten Buches eingelegt, das wir im Sozialkaufhaus Augsburg erstanden haben und vermutlich direkt aus dem Nachlaß Rosenberger dort hingelangt war.