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Funde aus Büchern
von Andreas Garitz
Archivalien, Lesezeichen, Kurioses
Wer viel mit alten Büchern zu tun hat, oder schon mal größere Bestände aus Nachlässen zu sichten und verwalten hatte, der kennt den Effekt: in mindestens jedem dritten Buch finden sich Dinge wieder, die dort originär nichts zu suchen haben. Zeitungsausschnitte, passend zum Thema oder auch nicht, getrocknete Baumblätter, Postkarten, Fotos, Briefe und Lesezeichen sind ganz normal. Aber es gibt weitaus kuriosere Sachen, z,B, Textilien, amtliche Schreiben, Firmen- und Vereinskorrespondenz, oder ein Bündel Geld, das einem nach dem Aufschlagen aus einem aus dem Seitenbund ausgehöhlten Fach entgegenfällt. Hier eine kleine Auswahl.
Exponate
Buch mit Zeitungsausschnitten

Dass man Zeitungsausschnitte einem Buch zuordnet und in diesem ablegt, kann als völlig normal eingestuft und als gängiger Usus angesehen werden. Wenn man dabei sehr konsequent ist und über lange Zeiten sammelt, kann es dann allerdings passieren, dass die ursprüngliche Buchdicke auf das Dreifache anwächst, wie in diesem Beispiel. Das Buch stammt aus dem Haushalt eines Augsburger Filmemachers, der sehr viel Medien aus dem Bereich Film und Kino zusammentrug, auf Kassetten aufnahm und Begleitmaterial aller Art dazu sammelte. Reinert, Charles (Hrsg.), Wir vom Film - 1300 Kurzbiographien aus aller Welt mit rund 10000 Filmtiteln, Freiburg im Breisgau 1960.
Suchanfrage Rotes Kreuz

Dieses bewegende Dokument einer Suche nach einem vermissten Menschen nach am Ende des zweiten Weltkrieges fand sich auch zwischen den Buchdeckeln einer in den Speicher verräumten Bücherkiste. Die Kiste gehörte Emmy Rau aus Coburg, die in dem gefundene Schreiben (rechts im Bild) aus dem Jahr 1949 ihren Mann suchte, der zuvor im Rang eines Chefarztes in der Gefangenschaft in Stettin oder Frankfurt registriert war und dort aus unbekannten Gründen verschwand (er wurde später wiedergefunden). Links im Bild die Rücksendekarte des roten Kreuzes....
Suchanfrage Rotes Kreuz, Anschreiben

....die zum hier gezeigten Anschreiben des Zwischenbescheids des roten Kreuzes gehörte, aus dem hervorgeht, dass die gesuchte Person noch nicht gefunden werden konnte, Zonenzentrale München 1949. Die ursprünglich von Emmy Rau eingesandte Suchkarte (vorheriges Bild rechts) war beigelegt und musste zur Fortsetzung der Suche erneut eingeschickt werden.
Postkarte Kosmosflug

Postkarte "Salut", aus dem 7teiligen Postkartensatz "Interkosmos 78 - Gemeinsamer Kosmosflug Sojus 31" zum gemeinsamen Weltraumflug von UdSSR und DDR, Motive von Raumschiffen und Raumstation, Verlag für Agitations- und Anschauungsmittel (IAA), Redaktion Agitation, Horst Aldus, Gestaltung: Jürgen Mücke, 1978. Die Karte stammt aus einem Buch aus einer Haushaltsauflösung in Augsburg.
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Stundenplan

In einem Schulbuch aus einem Coburger Konvolut gefundener Stundenplan für die Schule, 1950er Jahre. Hier handelt es sich wohl um ein altsprachliches Gymnasium (vermutlich Casimirianum Coburg). Es gab auch Samstags Unterricht, dafür war der Nachmittag in der Regel frei. Das Schulfach Sozialkunde gibt es erst seit den 50er Jahren, womit der Plan sich datieren lässt.
Rezept-Briefumschlag

Die Uhlenhorster Apotheke (die heute noch existiert) verschickte in Umschlägen wie diesen Rezepte über bestellte Arzneimittel (eventuell auch die Mittel selbst, was sich hier nicht eruieren ließ), in diesem Fall ist vorne handschriftlich die Arznei "Hormon-Grafugin" vermerkt. Das Rezept stammt vom 5.9.1931 und wurde per Fahrradkurier geliefert. Gefunden in einem Buch aus dem Sozialkaufhaus Augsburg.
Schreiben Belegexemplar

Schreiben vom 30.7.1956 an Fabrikdirektor Rosenberger in Haunstetten, das ihm zusammen mit einem versprochenen Freiexemplar zugesandt wurde. Vermutlich hatte Rosenberger dem Giessener Fachbuchverlag Dr. Pfanneberg & Co. die Erlaubnis erteilt, im "Große(n) Handbuch der Textilkunde" Fotografien seiner Waren und eventuell seiner Fabrikationsräume und -maschinen abzudrucken. Das Schreiben fand sich in einem Exemplar des besagten Buches eingelegt, das wir im Sozialkaufhaus Augsburg erstanden haben und vermutlich direkt aus dem Nachlaß Rosenberger dort hingelangt war.