Beleuchteter Stopf-Pilz
von Andreas Garitz
Das beleuchtete Stopf-Ei wurde angeblich von Konrad Adenauer erfunden, was auch stimmt, aber er war nur einer von Vielen. Sein Entwurf, mit dem er seiner Frau unübersichtliche Arbeit in zu dunkler Umgebung ersparen wollte, ging 1938 ein, wurde da aber mit Hinweise auf bereits von anderen Stellen eingereichte Patente abgelehnt. Der hier gezeigte, beleuchete Stopf-Pilz ist also kein Adenauer-Konstrukt und auch nicht vom Onkel unserer Gewährsperson erfunden worden, von der wir das Exponat erhalten haben und die von einer Erfindung innerhalb der eigenen Familie ausgegangen war. Aber er diente dem gleichen Zweck, wie das Ei des Adenauer: Der Schonung der Augen und der Erleichterung der anstrengenden Stopfarbeit, auch da, wo vielleicht von Natur aus nicht allzu viele Lampen zur Verfügung standen, zB. im Sessel im spärlich ausgeleuchten Fernsehzimmer. Privatbesitz Mosbach (BW), um 1950.
Durchgesetzt haben soll sich das Ganze aber eher nicht: Vgl. ein entsprechendes Audio des Südwestfunks (SWR 2) vom 4. Dezember 2020.
Stopf-Pilz, Seitenansicht
Das Material ist im Griffbereich vermutlich Bakelit, der transparente weiße Kunstoff des Pilzes leuchtet bei Einstecken des Netzsteckes der eingebauten Lampe, die unter ihm montiert ist.
Stopf-Pilz, Unterseite und Stecker
Deutliche Gebrauchsspuren sind sichtbar, die obersten Materialschichten und die Dichtungsflächen sind altersgemäß in Auflösung begriffen.
Stopf-Pilz, Kopfseite
Wir haben aufgrund des defizilen Zustandes die Funktion nicht überprüft, wichtig ist aber, dass bei eingeschaltetem Licht dieses durch die zu stopfenden Löcher des Textilstoffes auch in Dunkelheit deutlich sichtbar ist und somit die Geschlossenheit der Stopfung gut überprüft werden kann, ohne den Ehemann beim Fernsehen mit Zimmerlicht stören zu müssen (geht man davon aus, dass sowas früher als reine Frauenarbeit definiert war).