Lampion Stehlampe

Der Schwung hört nicht auf! Die 1950er Jahre als das Jahrzehnt der Brüche

von Anna Strübel

Wenn man auf der Suche nach ungewöhnlichen Möbelstücken ist, landet man oft bei Stücken aus den 1950er oder den späten 1960er Jahren. Das besondere an diesen Stücken ist oft ihre Form. Fast hat man das Gefühl, die Designer haben alles über Bord geworfen, was sie kannten. Neben dem Klassiker „Nierentisch“ gab es weniger bekannte Formen, wie die Lampion Schirmlampen. Ob rund oder wie hier fast gestreckt versuchten sich die Möbelerfinder an immer neuen Formen und endlich auch an neuen Materialien. Die Einfuhrsperren der Kriegszeiten waren vorbei und so konnte man vermehrt an verschiedene Kunststoffe gelangen.

Diese Stehlampe bricht nicht nur mit ihrem Lampenschirm aus der ehemals geraden und geordneten Formsprache aus, sondern die zwei Ständer knicken sogar ab und erinnern an gebündelte Strohhalme. Der Schirm ist sehr filigran und zugleich stoßempfindlich. Dass dieses Stück so gut erhalten ist, zeigt dass sie vermutlich lange Zeit in Ehren gehalten wurde. Dafür spricht auch der neuer Fußschalter zum An- und Ausschalten, der belegt, dass die Lampe noch im Einsatz war, kurz bevor sie ins Museum Treuchtlingen kam.

Wie die Nierentische verschwanden auch die extravaganten Stehlampen und anderen Designerstücke mit der Zeit. Mit dem Start in die 60er Jahre wurden die Möbel zuerst schlichter und wieder grader in der Form, der vermehrte Einsatz von Plastik ab Mitte des Jahrzehnts ermöglichte dann aber geschwungenere Formen, die „Space Time“ war geboren.

Diese Stehlampe könnte man fast zusammen mit den Nierentisch auf eine "Kultstufe" stellen. Ein ungewöhnliches Design, das keine Normen und feste Formen mehr kannte. Diese Möbel orientierten sich weniger an Zukunftsphantasien, als an der puren Freude des Experimentierens mit Formen, Farben und Materialien.

Lampion Stehlampe

Lampion Stehlampe, um 1955, Museum Treuchtlingen, ohne Inv.-Nr.