Alesis ADAT - Mehrspuraufnahmesystem

von Andreas Garitz

Mehrspuraufnahmesysteme sind die Voraussetzung für ein Mehrspur-Recording bei Musikaufnahmen, bei dem man die einzelnen Instrumente und Stimmen eines Musikstückes in jeweils separaten Mono- oder Stereospuren aufnimmt und sie am Ende in einem Mastering zu einem Musikstück zusammenmischt. Jede Spur kann auf diese Weise seine eigene Charakteristik und Lautstärke und seine eigenen Effekte erhalten und an die Lautstärken, die Balance und die Klangfarben der jeweils anderen Spuren angepasst werden. Zudem kann jeder Track beliebig oft immer wieder neu aufgenommen werden, bis der jeweilige Musiker mit seinem Part zufrieden ist und ihn dem Gesamtstück hinzufügt.

Was zunächst nur für professionelle Studios zur Verfügung stand, wurde bald in abgespeckter Form auch für das Home-Recording möglich. Als die Tonbandmaschinen und Mehrbandgeräte handlicher und erschwinglicher wurden, griffen viele Hobbymusiker zu und versuchten sich an eigenen Produktionen. Die Auswahl an Systemen und Modellen war seit der MItte der 80er Jahren hoch, aufgenommen wurde auf Ton-, aber auch auf Videoband, das teilweise sogar eine höhere Qualität bot. Seit den 90ern kamen mit Hilfe von Computern digitale Formate auf Festplatten und Disketten hinzu.

Das ADAT System der Firma Alesis (Alesis Digital Audio Tape), das 1992 auf den Markt kam, verwendete S-VHS Videokassetten für die Audioaufnahme. Mit einem Gerät konnte man acht separate Spuren aufnehmen, kombinierte man mehrere ADAT-Geräte via Steuerungskabel, waren auch mehr Spuren möglich. Grenzen wurden dem System vor allem durch das Material gesetzt: die Bänder wurden mechanisch geführt und waren dadurch anfällig für Knickbildung oder Abrieb, zudem war die Anzahl der Versuche, mit denen man die aufgenommenen Spuren immer wieder überspielen konnte, auf eine endliche Anzahl begrenzt, da die Beschichtung nicht unendlich neu magnetisierbar war.

Exponat: Augsburger Gedönsmuseum, Inv.-Nr. A 13-01.

ADAT, Frontansicht

Das ADAT war klanglich hochwertig und erinnerte in der Handhabung an klassische Mehrspur-Tonbandgeräte. Ein Problem war allerdings, dass die Tonköpfe mit steigender Betriebsstundenzahl mit der Zeit an Qualität verloren.

ADAT, Rückansicht

Zum Aufnehmen der einzelnen Kanäle bzw. Spuren mussten im Input-Bereich immer die richtigen Verbindungen gesteckt werden, nahm man zwei Spuren und verteilte die Balance entsprechend, konnte man Instrumente und Stimmen in Stereo abmischen, was dann natürlich die Gesamtanzahl an verfügbaren Stimmen verringerte.

Zum Abhören und Abmischen der Spuren steuerte man die acht Kanäle aus den Output in acht Kanäle eine Mischpultes und hatte dort dann die Möglichkeit zu einem ausgewogenen Mastering. So gesehen waren die Aufnahmen auf den Video-Bändern selbst nie "fertig", sondern dienten nur als spursynchronisiertes Rohmaterial, es sein denn der Vorgang wurde umgekehrt und die abgemischten Spuren wurden wieder auf das ADAT übertragen, sei in zwei, vier oder acht Spuren.