Rauchen

von Stephan Bachter

Es war einmal, in längst vergangenen Zeiten, da war Rauchen ein Ausdruck von Freiheit, Lässigkeit und (auch weiblicher) Emanzipation. Wer raucht, war kultiviert, lebensgenießend und weltläufig. Oder er roch zumindest, Tabake aus Virgina oder Ägypten, aus der Neuen Welt oder dem Orient schmauchend, den Duft der weiten Welt. Einer der coolsten von all den coolen Rauchern war sicher Humphrey Bogart.

Seine Darstellungen Rick Blaine (Casablanca, USA 1942), Sam Spade (The Maltese Falcon, USA 1941) oder Philipp Marlowe (The Big Sleep, USA 1946) präsentierte er dem Kinopublikum mit einer Zigarette im Mund. Seine Art zu rauchen prägte sogar ein Verb in der amerikanischen Umgangssprache. „To bogart“ bezog sich auf Humphreys Rauchstil, besonders auf die Angewohnheit, den Glimmstengel lässig im Mundwinkel hängen zu lassen „Don’t bogart that joint, my friend / pass it over to me“, sangen Fraternity of Man im Film „Easy Rider“, eine andere Art von Rauchwaren erwähnend.

Fast folgerichtig starb Bogart 1957 im Alter von nur 57 Jahren an Speiseröhrenkrebs. Rauchen gehört zu den Risikofaktoren für diese Krankheit. Bereits Ende der 1940er, Mitte der 1950er Jahren war in medizinischen Studien der Zusammenhang zwischen Rauchen und Krebs, vor allem Lungenkrebs erkannt worden. Doch die Tabakindustrie verstand es jahrzehntelang, fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse über die Schädlichkeit des Rauchens zu unterdrücken oder zu diskreditieren. Stattdessen verkündeten ihre Werbungen den Hauch von Freiheit und Abenteuer, der Coolness („Wer wird den gleich in die Luft gehen“) und der Sinnlichkeit. Heute sind es nicht mehr die coolen Abenteurer und sinnlichen Welt- und Fraueneroberer, die die Bilder vom Rauchen prägen, sondern häßliche Fotografien von häßlichen Krankheiten auf jeder Zigarettenpackung.

Jahrzehntelang gehörte Rauchen zum Lebensstil breiter Bevölkerungskreise und war allgegenwärtig: in den Wohnungen, bei Familienfeiern, am Arbeitsplatz, in den Wirtshäusern und eben auf der Leinwand. Von diesem heute verschwundenen Lebensstil künden viele verschwundene Dinge.